Johannes Schütz2023/02/16 06:41

Vor 5 Jahren: Polizeiübergriff beim Opernball auf Aktivistin aus Ukraine

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Betroffen von dem Übergriff war Alisa Vinogradova aus der Ukraine, die im Februar 2018 eine Performance als politische Aktion am Red Carpet des Wiener Opernballs vorführte.  Die österreichischen  Polizisten gingen mit unnötiger Brutalität vor. Eine Bilderserie belegte den Vorfall. Johannes Schütz berichtete darüber auf Huffington Post.

Alisa studierte Psychologie in Kiew. Zu ihrer bevorzugten Lektüre zählen die Schriften des französischen Philosophen Michel Foucault.  Nach ihrem Studium war sie als Assistentin für einen ukrainischen Parlamentsabgeordneten tätig, der dem Block von Julia Timoschenko angehörte. Sie war mit Government Relations betraut.

Schmerzhafte Blutergüsse beim Opernball in Wien

„Sie fassten zu und rissen mich vom Roten Teppich, sie griffen mich an den Armen und Beinen. Ich hatte Blutergüsse dadurch. Sie zerrten mich auch an den Haaren, das war sehr schmerzhaft“, erzählte mir Alisa..
(„I had bruises from their actions, grabbed by the hair – it was very painful“.)

Die Performance von Alisa war friedlich. Es war nicht erforderlich, dass Alisa von einer Gruppe österreichischer Polizisten brutal zu Boden gerissen und weggeschliffen wurde. Man hätte den Vorfall auch sehr souverän zu einem besonnenen Ende führen können.

Das belegte die Fotoserie von Conny de Beauclair. Er ist in Wien bekannt als ein enger Vertrauter des Popstars Falco. Mit seinen Bildern ist ihm ein wichtiges Zeitdokument gelungen, das noch diskutiert werden muss.


Fotoserie von Conny de Beauclair

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Foto 1:


Auftritt des ukrainischen Präsidenten Poroschenko am Opernball (Mitte). Rechts von ihm der österreichische Bundespräsdient Alexander van der Bellen.



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Foto 2:


Das ukrainische Model Alisa startet das Happening. Am Red Carpet des Wiener Opernballs.



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Foto 3:
Alisa zeigt eine Parole gegen die Anwesenheit des ukrainischen Präsidenten Poroschenko.

Die Besucher des Opernballs reagieren gelassen. Mit der nötigen Distinguiertheit hebt ein Kavalier den Mantel von Alisa auf.

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Foto 4:

Er hilft dem Model Alisa in den Mantel. Die Aktion ist damit beendet. Man kann zum Dinner gehen.



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Foto 5:

Da stürzen Polizisten von zwei Seiten heran. Sie drängen den Kavalier heftig weg.



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Foto 6:

Die Polizisten ergreifen das ukrainische Model Alisa.
Ein Mann mit markanten roten Bart tritt dazu. Ein höherer Polizeibeamter in Zivil. Er leitet die Aktion. Er bleibt bis zum Schluss des Übergriffs.



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Foto 7:

Die Polizisten werfen das ukrainische Model Alisa zu Boden.



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Foto 8:

Dann drängt ein Rudel Polizisten um die am Boden liegende Alisa. Sie greifen nach ihr. Rund 10 Polizisten bilden einen Kreis um Alisa.  Vorne der Anführer mit dem roten Bart.




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Foto 9:

Nach der Leibesvisitation wird Alisa von der Polizistengruppe weggeschliffen.

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Foto 10:

Nach dem Übergriff auf Alisa werden Polizistinnen mit demonstrativ langen Zöpfen an den Red Carpet gestellt.  Inzwischen bringt das Rudel der männlichen Kollegen Alisa auf die Wachstube.

Model niedergeschlagen

Weshalb die Polizisten eine Leibesvisitation brauchen, das sollten sie noch erklären.


Alisa ist ein Model, das für politische Kampagnen zur Verfügung steht. Beim Filmfestival in Cannes war es jedes Jahr üblich, dass Starlets ihre Modelqualitäten vor dem internationalen Publikum zeigten. Es ist nicht bekannt, dass französische Polizisten in Cannes über ein solches Model hergefallen sind. Wien wird sich ändern müssen.

Beitrag erschien auf Huffington Post

Johannes Schütz veröffentlichte dazu einen Beitrag auf Huffington Post:


Johannes Schütz: Jetzt belegt Bilderserie unnötige Brutalität der Polizei, Huffington Post Deutschland, 18. 2. 2018.

Anmerkung:

Die deutsche Redaktion der Huffington Post wurde im März 2019 geschlossen. Es wurden sämtliche Inhalte aller Autoren der Huffington Post Germany ausnahmslos aus dem Netz gelöscht. Zu den Autoren zählten beispielsweise auch der Liedermacher Konstantin Wecker, Russland-Experte Boris Reitschuster und Nebojša Medojević, ein Oppositionspolitiker aus Montenegro, der als Gastautor einen Beitrag über die Verletzung von Grundrechten in seinem Land schrieb.

Johannes Schütz veröffentlichte 60 Beiträge für Huffington Post Germany. Über die Verletzung von Grundrechten in der Europäischen Union.

Die Beiträge, die von Johannes Schütz auf Huffington Post Germany veröffentlicht wurden, sind in der Deutschen Nationalbibliothek in Frankfurt/Main abrufbar.

© Autor: Johannes Schütz, 2023



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